CATT

Das ist CATT. Sie ist Musikerin. Das erste Mal habe ich sie bei einem Livekonzert des grandiosen Niels Frevert gesehen, wo sie Trompete gespielt hat. Später habe ich erfahren, dass sie Solokünstlerin ist, und als ich dann ihre Songs zum ersten Mal gehört habe, war ich beeindruckt und berührt wie lange nicht mehr.
Vergleiche sind immer doof, man tut Musikern damit keinen Gefallen, weil man ihnen damit Einmaligkeit abspricht. Aber vielleicht so: Ich hab mich daran erinnert, wie ich das erste Mal Joni Mitchell gehört habe und es nicht fassen konnte.
Im November erscheint CATTS Album WHY,WHY. Ich glaube, das wird ein großes federleichtes und schmerzlich schönes Abenteuer …



Die Videos oben hat übrigens Michèl Martins Almeida gemacht, der hier unten wiederum an den Drums sitzt.

KERZE MIT ZWEI ENDEN


Foto: Miroslav Murazov

Das ist Wladimir Wyssozki als Hamlet. Die letzte Vorstellung am Moskauer Taganka-Theater spielte er am 18. Juli 1980. Als er eine Woche später mit nur 42 Jahren an Herzversagen starb, weinten und trauerten die Menschen, denn Wyssozki war nicht nur Schauspieler, sondern vor allem charismatischer Dichter und Sänger von Liedern, die ins Herz trafen und deren zornige Poesie der sowjetischen Regierung ein Dorn im Auge war. Wyssozki war die personifizierte Rebellion und entsprach mit seinem exzessiven, alkoholgetränkten Lebensstil so gar nicht dem Bild einer sozialistischen Persönlichkeit. Er war die sprichwörtliche Kerze, die an beiden Enden brannte.
Obwohl die Moskauer Behörden die Beerdigung wegen der gerade stattfindenen Olympischen Spiele geheimhalten wollte, verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer im Land. Hunderttausende sollen sich versammelt haben, um sich von ihrem Idol, der als Hamlet zu Grabe getragen wurde, zu verabschieden.
Das ist jetzt genau vierzig Jahre her. Hier der Trailer zu einer Doku über ihn und darunter sein Lied „Wolfsjagd“.

BREAKING RAMEAU

Das sind Leute, die einem Mann bei einem gekonnten Breakdance-Move zuschauen. Was aussieht wie eine Szene von heute, gehört zur Choreographie für die barocke Ballettoper LES INDES GALANTES von Jean-Philippe Rameau. Die Inszenierung hatte im Herbst letzten Jahres in Paris Premiere, und allein diese Szene ist so ungewöhnlich und atemberaubend, dass man die Musik dazu sofort in Dauerschleife hören möchte.
Die komplette Aufzeichnung der Inszenierung gibt es noch bis Oktober in der ARTE-Mediathek.

Und noch ein „Point of View“-Kurzfilm, der während der Proben entstanden ist.

WOVON LEBT DER MENSCH

Das ist ein Bild aus New York. Ich habe es gemacht, als ich vor zwei Jahren für einige Wochen dort war. Es war eine gute Zeit – das sehe ich, wenn ich mir die Bilder von damals anschaue. Es war Frühling, so wie jetzt. Und doch sind es Bilder wie aus einem anderen Zeitalter. Das wurde mir besonders klar, als ich vor kurzem einen Text von Marie Pohl las. Sie lebt in New York und erzählt, wie sie ihre Stadt in den letzten Wochen erlebt hat.
Als ich dann durch Zufall vor ein paar Tagen den Brecht/Weill-Song „Wovon lebt der Mensch“ aus der Dreigroschenoper in einer Version von Tom Waits gehört habe, dachte ich, das gehört alles zusammen …

Und hier das Original, 1958 gesungen von Lotte Lenya:

Und dann heute die New York Times

VERFLUCHTER HALBGOTT!

Das ist der Halbgott Tantalos. Die Götter mochten ihn, weil er so klug war und luden ihn zu sich ein. Er feierte mit ihnen, wurde jedoch schnell übermütig, prahlte und klaute ihnen Nektar und Ambrosia, die ihnen Unsterblichkeit verliehen. Bei einer Gegeneinladung setzte Tantalos den Göttern seinen eigenen Sohn Pelops als Mahl vor, um ihre Allwissenheit auf die Probe zu stellen. Die Götter bemerkten den Betrug jedoch, verstießen den Frevler und verfluchten ihn und seine Familie. Jeder seiner Nachfahren solle künftig ein Familienmitglied töten und weitere Schuld auf sich laden.
Aus der ganzen verfluchten Geschichte hat das Sprechkunst-Kollektiv Dlé (bestehend aus Kemo, Jackson Mehrzweck und Jaques Tabaqu) vor ein paar Jahren ein betörend schönes HipHop-Werk geschaffen.

DIE PRÄZISION DES ABSURDEN

Das ist ein Cartoon von Rube Goldberg. Er erfand den Erfinder Professor Lucifer Gorgonzola Butts, welcher die kompliziertesten Apperaturen konstruierte, um einfachste Tätigkeiten zu verrichten. Diese wiederum inspirierten den New Yorker „Kinetik-Künstler“ Joseph Herscher dazu, selbst Maschinen zu bauen, die „so absurd und nutzlos wie möglich“ sein sollten …

In etwas größerem Format wurde eine Rube-Goldberg-Maschine im Video der amerikanischen Band OK Go nachgebaut, und zwar von der „Liga der außergewöhnlichen Nerds“ (Syynlabs).
(Der Titel des Songs THIS TOO SHALL PASS passt übrigens auch gerade sehr schön).

BLAUDUNKLE LIEDER


(Foto: xenorama)

Das ist Masha Qrella. Sie ist eine Künstlerin, die es vermag, Dunkelheit und Melancholie in leuchtende Musik zu legen. Das hat sie mit ihren eigenen Songs getan, und das tut sie jetzt auch mit den Texten von Thomas Brasch. Wenn man seine Gedichte kennt, kann man sich oft nicht vorstellen, dass und wie sie vertont werden könnten. Masha hat es getan, und es „funktioniert“ nicht nur, sie gibt dieser Poesie zudem einen ganz eigenen Raum, ohne sie darin einzusperren.
WOANDERS heißt ein Abend mit diesen Songs und Räumen. Neben ihrer Band (Chris Imler und Andreas Bonkowski) sind als Gäste dabei: Tarwater, Dirk von Lowtzow, Andreas Spechtl und ich.
Im Dezember war Premiere im HAU, vier Abende ausverkauft. Im März gibt es zwei Vorstellungen in Wien. (Leider abgesagt und auf Januar oder Februar verschoben)

SOCKEN WECHSELN UND FROH BLEIBEN

Das ist eine Liste mit 33 „guten Vorsätzen“, erstellt vom Folksänger Woody Guthrie am 1. Januar 1943. Sie umfasst Körperhygiene (Zähne putzen, so vorhanden), Arbeitsroutinen (Jeden Tag einen Song schreiben), politische Aktivitäten (Beat Fascism) und seelische Verfasstheit (Hoffnungsmaschine am Laufen halten). Wenn man auf das Bild klickt, wird es etwas größer, aber ich hab die 33 Punkte hier unten auch nochmal aufgeschrieben:

1. Work more and better
2. Work by a schedule
3. Wash teeth if any
4. Shave
5. Take bath
6. Eat good — fruit — vegetables — milk
7. Drink very scant if any
8. Write a song a day
9. Wear clean clothes — look good
10. Shine shoes
11. Change socks
12. Change bed cloths often
13. Read lots good books
14. Listen to radio a lot
15. Learn people better
16. Keep rancho clean
17. Dont get lonesome
18. Stay glad
19. Keep hoping machine running
20. Dream good
21. Bank all extra money
22. Save dough
23. Have company but dont waste time
24. Send Mary and kids money
25. Play and sing good
26. Dance better
27. Help win war — beat fascism
28. Love mama
29. Love papa
30. Love Pete
31. Love everybody
32. Make up your mind
33. Wake up and fight

Und hier der Künstler bei der Arbeit …


TEMPTATION!


Foto: Anton Corbijn

Das ist Tom Waits. Heute wird er siebzig, da werden Internet und Presse vermutlich voll sein mit Huldigungen. Deshalb schreibe ich mal lieber nicht so viel, obwohl ich auch schon sehr lange gerührt und bewegt bin von diesem Mann. Ich klebe da unten einfach ein paar Sachen rein, die ich gut finde. Viel Spaß.






MAHNA MAHNA

Das ist eine Skizze von Jim Henson. Der Entwurf für eine Puppe, die in einem Sketch auftreten soll, der in die Geschichte eingehen wird. Das war vor fünfzig Jahren (27. November 1969) in der Sesamstraße und ging so:

In einer späteren Version von 1976 treten die Zwillingsmonster The Snowths als Background-Sänger auf, und der gemaßregelte Solist wird am Ende gänzlich die Nerven verlieren:

1996 spielt Sandra Bullock in einer Episode der Muppet Show eine Psychiaterin, die sich eines Problems von Kermit annimmt. Er glaubt, seltsame Kreaturen zu sehen, wenn er das Wort „Phänomene“ sagt.

Und hier schließlich das italienische Original aus dem Jahr 1968. Das Lied gehört zum Soundtrack des italienischen Films SCHWEDEN – HIMMEL UND HÖLLE.