RUPPICH oder EIN TAG IM KNAST

Das ist eine Tür. Sie führt in die JVA Neuruppin-Wulkow. Ich war noch nie im Knast, kannte ihn nur aus Filmen und Reportagen und aus einer Tagebuchnotiz meines Bruders Thomas.

In der Einzelhaft muss man sechzehn Stunden am Tag nachdenken, wenn man keine Bücher hat und wenig Gedichte und Lieder auswendig kennt. Man muss nachdenken. Zuerst habe ich über Leute nachgedacht, aber das reichte nur für zwei Tage. Dann habe ich über den Grund nachgedacht, für den ich im Gefängnis war. Märtyrer, Kämpfer, Beleidigter – diese Rollen haben für zwei Tage Denkstoff gegeben. Dann musste ich über mich nachdenken, ich konnte nichts anderes tun auf dem Hocker. Und ich habe gemerkt, dass ich es zum ersten Mal tue.

Dann kam diese Anfrage: Wir machen einen Podcast mit Gefangenen, hast du Lust? – Klar. Soziales Engagement ist prima, aber vor allem war es Neugier, die mich zusagen ließ. Also bin ich durch diese Tür gegangen. Und durch die nächste und die übernächste. Und ich habe fünf Gefangene kennengelernt. Fünf Leute, mit denen ich vermutlich sonst nie ins Gespräch gekommen wäre. Und das nicht nur, weil sie aus einer anderen Gegend kommen als ich. Ich hab mich wohlgefühlt mit ihnen. Und ich habe einiges gelernt.