KACHELBADS ERBE
Das ist eine brennende Ampel in einem Gemälde des Malers Hendrik Otremba, der das Bild „Kachelbad 1988“ genannt hat. Die Geschichte dazu gehört zum Roman KACHELBADS ERBE des Schriftstellers Hendrik Otremba. Darin erzählt er von einem Wissenschaftler, der für ein amerikanisches Unternehmen Menschen einfriert, die im Heute nicht mehr leben können. Kryonik heißt das Verfahren, das der Hypothese folgt, man könne der eigenen Sterblichkeit ein Schnippchen schlagen, indem man sich erst dann wieder auftauen lässt, wenn Krankheiten besiegt sind und das Altern aufgehalten werden kann. Doch die Menschen, die zu Kachelbad kommen, glauben weniger an die eigene Unsterblichkeit, vielmehr sind sie Getriebene ihrer persönlichen Geschichten …
Der Roman erscheint heute und ist für mich eine der wundersamsten, beunruhigendsten, geheimnisvollsten und zärtlichsten Geschichten, die ich seit langem gelesen habe. Und sie ist aus dem leuchtenden Stoff, aus dem Weltliteratur entsteht: faszinierendes Gedankenspiel, Wissenschaft, Poesie, Philosophie, Magie.
Kachelbad im Fernsehen.
LESUNGEN UND SO
SCHÖN HAUSEN
Das ist eine Skizze, die mein Bruder Peter Brasch gemacht hat. Sie zeigt einige der auftretenden Figuren seines Romans SCHÖN HAUSEN. Darunter hat er notiert:
Wer ist eigentlich der Agierende in dieser Geschichte: Ein desolater Haufen Fantasie, die keinen inneren Zusammenhang hat.
Zwanzig Jahre ist es jetzt her, seit dieser wundersame, kluge, warme und lustige Schelmenroman erschienen ist, jetzt wurde er
wiederveröffentlicht, das ist schön.
Am 25. Mai 2019 war die Premiere in der Volksbühne mit Alexander Scheer, meiner Tochter Lena Brasch und mir. Hier der Mitschnitt (Kamera und Schnitt: David Gräber):
Weiterführende Informationen:
Rezension in DIE ZEIT
LIEBER WOANDERS IN DER SCHWEIZ
Das hier ist mal wieder ein bisschen Reklame für das Buch, das ich geschrieben habe. Kurz nachdem es erschienen war, kam der Schweizer Journalist Michael Luisier mich besuchen, um mit mir darüber zu sprechen. Das war schön, denn erstens ist er ein wundervoller Gesprächspartner und zweitens hat er mich ins berühmte Schweizer Radio gebracht. Das hat er auch schon bei den drei Romanen davor gemacht und mich jedes Mal als „Schriftstellerin“ vorgestellt – eine Berufsbezeichnung, von der ich dachte, dass ich sie mir erst verdienen müsse. Und so begann unser Gespräch mit einem Running Gag.
MACBETH oder DER SCHÖNE TOD
Das ist Macbeth. Wie man sehen kann, ist er schon tot. Allerdings nicht tot genug, um nicht aus seinem Drama fliehen zu können und nach dem Ende seiner Tage noch ein Liebesabenteuer zu suchen und zu finden – mit ein paar Hindernissen und einem glücklichen Ende.
Mourir Auprès de Toi (To Die By Your Side) ist ein wunderbarer Stopmotion-Film von Spike Jonze.
COHEN – DER WAHRE KANYE WEST
Das ist Leonard Cohen auf einem Mural in Montreal. Dort wurde er geboren, und dort schrieb er einige seiner letzten Gedichte. Eins davon ist „inspiriert“ von Kanye West, der sich bekanntlich nicht nur mit Trump gemeinmacht, sondern sich wie dieser auch gern für den Allergrößten hält. So soll er bei einem Konzert gebrüllt haben: „Ich bin Picasso. Ich bin Michelangelo. Ich bin Basquiat. Ich bin Walt Disney. Ich bin Steve Jobs.“
Leonard Cohen war da offenbar anderer Meinung. Sein ironisches Gedicht, in dem er sich schließlich als „der wahre Kanye West“ outet, ist jetzt in dem Gedichtband THE FLAME erschienen, den er kurz vor seinem Tod vollendet hat. Beigelegt ist eine CD, auf der einige berühmte Leute die Gedichte lesen. So auch der Schauspieler Michael Shannon.
Kanye West is not Picasso,
I am Picasso.
Kanye West is not Edison,
I am Edison.
I am Tesla.
Jay-Z is not the Dylan of anything,
I am the Dylan of anything.
I am the Kanye West of Kanye West,
The Kanye West of the great bogus shift of bullshit culture,
From one boutique to another.
I am Tesla,
I am his coil,
The coil that made electricity soft as a bed.
I am the Kanye West Kanye West thinks he is,
When he shoves your ass off the stage.
I am the real Kanye West.
I don’t get around much any more,
I never have.
I only come alive after a war,
and we have not had it yet.
Weiterführende Informationen:
Die zweisprachige Version von THE FLAME bei Kiepenheuer & Witsch
FLUGBLÄTTER
Das ist ein Flugblatt. Die Geschichte dazu geht so:
1968. Die Welt war aus den Fugen. Die Söhne rebellierten gegen ihre Väter. Auch in dem Teil der Welt, wo es einmal die Vision vom schönen weiten blauen Himmel mit der aufgehenden Sonne gegeben hatte. Hier war der Blick der Väter starr geworden. Sie hatten ihre Träume mit der Zeit gegen Parteiprogramme eingetauscht. Sie hatten aufgehört, ihrem eigenen Volk zu trauen und die Türen und Fenster vernagelt. Die Luft war mit der Zeit immer dicker und muffiger geworden.
Im Land nebenan passierte etwas. Dort machten sie plötzlich die Fenster auf und ließen frische Luft herein. Doch die Männer, die ihre Träume vergessen hatten, wollten das nicht dulden und schickten Panzer in das Land. Die Fenster wurden wieder verriegelt. Aus der Traum. Vorbei.
Mein ältester Bruder fand das schlimm, traf sich mit seinen Freunden und schrieb Flugblätter: »Hände weg vom Roten Prag.« Sie hatten nichts gegen den Sozialismus. Sie wollten ihn, aber nicht so.
Nachts verteilten sie die Flugblätter in Berlin und verabredeten, sich gegenseitig nicht zu verraten, wenn einer von ihnen verhaftet würde.
Kurzfilm von Lena Brasch und Antonia Lange
Nach einem Motiv des Romans Ab jetzt ist Ruhe (S. Fischer, 2012)
Musik: Jun Miyake „Lilies in the Valley“