KERZE MIT ZWEI ENDEN


Foto: Miroslav Murazov

Das ist Wladimir Wyssozki als Hamlet. Die letzte Vorstellung am Moskauer Taganka-Theater spielte er am 18. Juli 1980. Als er eine Woche später mit nur 42 Jahren an Herzversagen starb, weinten und trauerten die Menschen, denn Wyssozki war nicht nur Schauspieler, sondern vor allem charismatischer Dichter und Sänger von Liedern, die ins Herz trafen und deren zornige Poesie der sowjetischen Regierung ein Dorn im Auge war. Wyssozki war die personifizierte Rebellion und entsprach mit seinem exzessiven, alkoholgetränkten Lebensstil so gar nicht dem Bild einer sozialistischen Persönlichkeit. Er war die sprichwörtliche Kerze, die an beiden Enden brannte.
Obwohl die Moskauer Behörden die Beerdigung wegen der gerade stattfindenen Olympischen Spiele geheimhalten wollte, verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer im Land. Hunderttausende sollen sich versammelt haben, um sich von ihrem Idol, der als Hamlet zu Grabe getragen wurde, zu verabschieden.
Das ist jetzt genau vierzig Jahre her. Hier der Trailer zu einer Doku über ihn und darunter sein Lied “Wolfsjagd”.

BEING NOT JOHN MALKOVICH

© Sandro Miller courtesy Catherine Edelman Gallery, Chicago

Das ist Salvador Dalí. Aber nur auf den ersten Blick, denn in Wirklichkeit ist es John Malkovich, der das berühmte Porträt nachstellt, das der Fotograf Philippe Halsman 1954 von dem spanischen Maler gemacht hat.
Die Idee dazu hatte der Fotograf Sandro Miller, der sich mit diesem Projekt vor jenen Fotografen verbeugen wollte, die ihn inspiriert und seine Karriere geprägt haben. Als er vor ein paar Jahren seinen langjährigen Freund John Malkovich fragte, ob er mitmachen würde, sagte dieser sofort zu. So entstand eine brillante Serie von 35 Nachbildungen ikonischer Porträts mit Malkovich in den Rollen von John Lennon, Bette Davis, Che Guevara, Ernest Hemingway, Marilyn Monroe, Andy Warhol und vielen anderen …








LEIF IN CONCERT

Das ist eine Frau in einer Kneipe. Sie heißt Lene (Luise Heyer) und hat eine Schicht hinterm Tresen vor sich. Die Kneipe ist noch leer, doch das wird sich in den nächsten Stunden ändern. Es werden Leute kommen und gehen und mit ihnen ihre kleinen und großen Probleme. Die Kneipe ist ihr Wohnzimmer, ihr Probenraum, ihr Versteck, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Lene steht hinterm Tresen, ist eine von ihnen und weiß nicht, wie der Tag enden wird.
LEIF IN CONCERT, VOL. 2 ist ein warmer, lustiger, melancholischer, kluger Film von Christian Klandt, in dem tolle Schauspieler (u.a. Jule Böwe, Klaus Manchen, Maryam Zaree, Tilo Prückner, Katharina Matz, Michael Klammer, Godehard Giese) neben grandiosen Nichtschauspielern (u.a. Martin “Gotti” Gottschildt, Bela B, Mark Benecke, Wencke Wollny von KARL DIE GROSSE) zu sehen sind.
Eine Liebeserklärung an die Kneipe (die wir hoffentlich irgendwann wieder so voll sehen werden wie am Ende des Films), das beste unsichtbare Luftgitarrenkonzert und eine schöne Verbeugung vor Jim Jarmusch …
Ab 16. Juli im Kino. Den sehr guten Soundtrack gibt es hier.

JUNI 2020

Eine Sekunde am Tag oder “Alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese” (Friedrich Nietzsche)

MEN IN THE TREE

Musik: Mississippi John Hurt

PS: Weil einige insistiert oder gefragt hatten, dass oder ob diesem Baum Unrecht widerfahren sei. Nein, dieser Baum wurde von edlen Baumrettern und -verstehern mit Zärtlichkeit und großem Sachverstand behandelt.

TEUFEL RETTEN

Das ist ein Tasmanischer Beutelteufel. Er sieht ein bisschen angepisst aus, was daran liegt, dass er es oft auch ist. Warum man ihn zu den Wutbürgern unter den Tieren zählen kann und warum seine Art vom Aussterben bedroht ist, erfährt man im Kreaturen-Podcast der kleinen Artenschutz-Organisation CITIZEN CONSERVATION.
Für den Podcast wurden Künstler wie Dirk von Lowtzow, Katharina Wackernagel, Reinhard Mey, Dota Kehr, Wladimir Kaminer, Bov Bjerg und Horst Evers gebeten, ein bedrohtes Tier vorzustellen. Die Texte hat die grandiose Ulrike Sterblich, alias SUPATOPCHECKERBUNNY, geschrieben. Ich durfte auch mitmachen.

BREAKING RAMEAU

Das sind Leute, die einem Mann bei einem gekonnten Breakdance-Move zuschauen. Was aussieht wie eine Szene von heute, gehört zur Choreographie für die barocke Ballettoper LES INDES GALANTES von Jean-Philippe Rameau. Die Inszenierung hatte im Herbst letzten Jahres in Paris Premiere, und allein diese Szene ist so ungewöhnlich und atemberaubend, dass man die Musik dazu sofort in Dauerschleife hören möchte.
Die komplette Aufzeichnung der Inszenierung gibt es noch bis Oktober in der ARTE-Mediathek.

Und noch ein “Point of View”-Kurzfilm, der während der Proben entstanden ist.