DER SCHÖNE 27. SEPTEMBER

Das ist ein Bild von einem schönen 27. September. Regen in Berlin, sonst nichts. Deshalb passt das Bild vielleicht ganz gut zu dem Gedicht, das mein Bruder Thomas an einem 27. September geschrieben hat.

DER SCHÖNE 27. SEPTEMBER heißt auch der Abend mit Jella Haase und Albrecht Schuch am 27.9.2022, 20 Uhr, im Pfefferberg Theater. Restkarten hier.

THOMAS BRASCH IM BABYLON

Foto: AKUD/Lars Reimann

Das ist das Kino Babylon. Dort fand vom 22.-24. November 2021 ein Thomas Brasch-Festival statt. Drei Tage Bühne, Film und Musik mit Katharina Thalbach, der Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot, Masha Qrella und Jella Haase & Albrecht Schuch (die im Film LIEBER THOMAS von Andreas Kleinert die Hauptrollen spielen).
Der wundervolle Fotograf Lars Reimann war an allen drei Abenden dabei und hat Bilder gemacht, die wir hier unten zu einem Film zusammengeschnitten haben. Die Musik darunter ist von Miles Davis. Es war eines von Thomas’ Lieblingsstücken.

Der Film LIEBER THOMAS läuft immer noch im Kino …

ERFINDER ERFUNDEN

Das ist der Minister des Königs von Frankreich. Er möchte, dass sein Chef gut ankommt beim Volk, doch das Volk kann den König nicht leiden und findet, dass er aussieht wie ein Schwein.
So ungefähr beginnt die Geschichte DER KÖNIG VOR DEM FOTOAPPARAT, die sich Thomas Brasch über den Erfinder der Fotografie Louis Daguerre ausgedacht hat. Sie ist eines von drei Erfindermärchen, die vor kurzem im Künstlerband HEUTE WIRD SICH ALLES ÄNDERN von Matthias Mücke erschienen sind. Die anderen beiden handeln von Alexander Graham Bell (Telefon) und Peter Henlein (Taschenuhr).
Diese Geschichten sind voller Phantasie und anarchischem Witz und werden durch die skurril-subtilen Illustrationen von Matthias Mücke zu einem grandiosen Gesamtkunstwerk, zu dem auch ein aufwendig produziertes Hörspiel gehört, das dem Buch beiliegt.
Und weil bald Weihnachten ist: Das Werk liegt neben vielen anderen sehr guten Büchern von und über Thomas Brasch vom 22.-24.11. auf dem Büchertisch beim Thomas Brasch-Festival im Babylon.

Hier ein kleiner Ausschnitt …

Sprecher: Stefan Kaminski (Berlin), Stefan Kaminsky (Leipzig) und Marion Brasch
Geräusche: Karlheinz Fabian
Tongestaltung und Mischung: Fritz Dittmann
Regie: Matthias Mücke

Und hier noch eine schöne Aufnahme der Geschichte VOM DICKEN HERRN BELL, DER DAS TELEFON ERFUNDEN HAT, gesprochen vom Schauspieler Rolf Ludwig und als Single 1974 bei LITERA erschienen.

ZWANZIG JAHRE WEG


(Foto: Roger Melis)

Das ist mein Bruder Thomas. Er war 32 Jahre alt, als der Fotograf Roger Melis dieses Foto gemacht hat, das auf der Rückseite des ersten Buches erschien, das Thomas im Westen veröffentlicht hat. Das Buch hieß VOR DEN VÄTERN STERBEN DIE SÖHNE, und mein Bruder hätte es lieber in der DDR veröffentlicht, aber das ist eine andere Geschichte, die unter anderem in dem Spielfilm LIEBER THOMAS von Andreas Kleinert erzählt wird, der am 11. November ins Kino kommt.
Kurz danach, vom 22.-24. November, gibt es ein kleines Festival im BABYLON mit Thomas’ eigenen Filmen, Filmen über ihn und einem sehr schönen Bühnenprogramm mit Katharina Thalbach, Masha Qrella, Jella Haase, Albrecht Schuch und der Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot. Das ist der Trailer:

Heute vor zwanzig Jahren ist Thomas gestorben. Er ist weg, aber er ist hier.

LIEBER THOMAS

Das ist Albrecht Schuch. Er spielt im Kinofilm LIEBER THOMAS von Andreas Kleinert die Rolle meines Bruders Thomas Brasch.
Der Film hat beim Filmfest München Premiere und kommt am 11. November 2021 ins Kino. Das ist sehr aufregend.

WOANDERS


Nikolaj Gyngasow/Global Look Press

Das ist eine Bronzefigur in der Moskauer Metrostation PLATZ DER REVOLUTION. Sie zeigt einen Grenzsoldaten mit seinem Hund. Die Schnauze des Tieres ist blank, weil sie täglich unzählige Male von Moskovitern gestreichelt wird. Sie glauben fest daran, dass dadurch ihre Wünsche in Erfüllung gehen.
Dieses Ritual ist das Motiv eines Videos, das die Filmemacherin Diana Näcke zum Song WOANDERS von Masha Qrella gemacht hat. Es ist der Titelsong des Albums, für das die Musikerin Texte von Thomas Brasch vertont hat und das heute erscheint.

BLAUDUNKLE LIEDER


(Foto: xenorama)

Das ist Masha Qrella. Sie ist eine Künstlerin, die es vermag, Dunkelheit und Melancholie in leuchtende Musik zu legen. Das hat sie mit ihren eigenen Songs getan, und das tut sie jetzt auch mit den Texten von Thomas Brasch. Wenn man seine Gedichte kennt, kann man sich oft nicht vorstellen, dass und wie sie vertont werden könnten. Masha hat es getan, und es “funktioniert” nicht nur, sie gibt dieser Poesie zudem einen ganz eigenen Raum, ohne sie darin einzusperren.
WOANDERS heißt ein Abend mit diesen Songs und Räumen. Neben ihrer Band (Chris Imler und Andreas Bonkowski) sind als Gäste dabei: Tarwater, Dirk von Lowtzow, Andreas Spechtl und ich.
Im Dezember war Premiere im HAU, vier Abende ausverkauft. Im März gibt es zwei Vorstellungen in Wien. (Leider abgesagt und auf Januar oder Februar verschoben)

HERR TROLLER UND HERR BRASCH

Das sind Thomas Brasch und Georg Stefan Troller. Das Bild entstand 1977 bei Dreharbeiten, als der Journalist und Schriftsteller Troller einen Film über den Schriftsteller Brasch machen wollte, der gerade von Ost- nach Westberlin übergesiedelt war. Die Dreharbeiten gestalteten sich schwierig, weil Brasch keine Lust hatte, sich vereinnahmen zu lassen.
Das kann man jetzt auch nachlesen in Trollers Buch Liebe, Lust und Abenteuer – 97 Begegnungen meines Lebens.
Hier der Abschnitt über meinen Bruder und darunter die entsprechende Szene dazu.



Interessanterweise hat Troller in seinem Text auf die Pointe verzichtet. Nachdem der Filmemacher nämlich sagte, er wolle nur, dass das Schnitzel (also Brasch) nach sich selber schmecke, reagierte der Schriftsteller sehr lakonisch …

18. AUGUST 1989

Das ist mein Vater. Die Aufnahmen enstanden 1944 im englischen Exil und 1989 in Ostberlin. Dazwischen ist viel passiert, das sieht man.
Am 18. August 1989 ist er gestorben. Und weil er ZK-Mitglied war, bekam er eine offizielle Trauerzeremonie. Ein hoher Funktionär hielt eine Rede voller abgenutzter Worte, dann trugen sie seine Orden auf roten Samtkissen zu seinem Grab und spielten den Trauermarsch, den sie immer spielten. Ich hatte diese Beerdigungen schon tausendmal im Fernsehen gesehen, doch die hier war anders. Klar, es war mein Vater, den sie zu Grabe trugen, aber das war es nicht. Irgendwie passte diese seltsame Zeremonie nicht mehr in diese Zeit. Das Land lag doch auch schon im Sterben, und die Band, die hier den Trauermarsch spielte, war ja bloß die Vorband für eine größere Beerdigung, nur ahnte das damals noch niemand. Ich stand zwischen meinen Brüdern, wir hielten uns an den Händen und gehörten zusammen. Zum letzten Mal.